Die Dosierung von Cannabisblüten und Extrakten

Wie dosiert man medizinisches Cannabis richtig? Erfahren Sie alles über die korrekte Anwendung von Cannabisblüten und -extrakten, Unterschiede in der Wirkung und wichtige Dosierungsprinzipien.

Die richtige Dosierung von medizinischem Cannabis ist einer der wichtigsten Faktoren für eine erfolgreiche Behandlung. Eine feste Standarddosis gibt es jedoch nicht. Jeder Patient reagiert anders. Deshalb erfolgt die Dosierung individuell und schrittweise. Ein zentraler Punkt ist die Wahl zwischen Cannabisblüten und Extrakten. Beide Formen haben Vor- und Nachteile, die bei der Behandlung berücksichtigt werden müssen. Dieser Artikel erklärt die wichtigsten Dosierungsprinzipien und gibt eine praktische Orientierung für die Anwendung.

Einen ausführlichen Vergleich der Wirkungsweise von Blüten und Extrakten finden Sie in unserem Artikel zu Blüten und Extrakten.

Die Art der Einnahme beeinflusst, wie schnell und wie lange die Effekte der Wirkstoffe spürbar sind. THC (Tetrahydrocannabinol) und CBD (Cannabidiol) beeinflussen das zentrale Nervensystem auf unterschiedliche Weise. THC wirkt schmerzlindernd, entspannend und kann psychoaktive Effekte wie Euphorie oder Müdigkeit hervorrufen, während CBD eher entzündungshemmend, angstlösend und muskelentspannend wirkt, ohne berauschende Wirkung.

Bei der Inhalation von Blüten setzt die Wirkung bereits nach wenigen Minuten ein, hält aber nur einige Stunden an. Deshalb eignen sie sich besonders gut für akute Beschwerden wie plötzliche Schmerzen oder Krämpfe.

Extrakte hingegen werden über den Verdauungstrakt aufgenommen, wodurch es länger dauert, bis die Wirkung eintritt. Dafür hält sie über einen längeren Zeitraum an und verläuft gleichmäßiger, was sie besonders für chronische Beschwerden wie anhaltende Schmerzen oder Schlafstörungen geeignet macht.

Grundprinzipien der Dosierung

Die Dosierung von medizinischem Cannabis folgt keinem festen Schema, sondern muss individuell angepasst werden. Faktoren wie Stoffwechsel, Körpergewicht, Krankheitsbild und persönliche Verträglichkeit spielen eine entscheidende Rolle. Ein bewährtes Prinzip bei der Dosierung lautet: „Start low, go slow“ – also mit einer niedrigen Dosis beginnen und diese langsam steigern. Der Grund: Cannabinoide wirken bei jedem Menschen unterschiedlich. Eine zu hohe Anfangsdosis kann unerwünschte Nebenwirkungen wie Schwindel oder Müdigkeit verursachen, während eine zu niedrige Dosis möglicherweise keinen ausreichenden Effekt erzielt.

Die Art der Anwendung bestimmt nicht nur die Wirkung, sondern auch, wie die Dosierung angepasst werden sollte:

  • Inhalation (z. B. mit einem Verdampfer): Die Wirkung tritt innerhalb weniger Minuten ein, hält aber nur einige Stunden an.
  • Orale Einnahme (Tropfen, Kapseln, Tee): Die Wirkung setzt später ein (30–90 Minuten), hält dafür aber länger an.

Da sich die Wirkung bei oraler Anwendung verzögert, ist hier besondere Vorsicht bei der Dosierung geboten – eine zu schnelle Steigerung kann zu unerwünschten Effekten führen.

Eine detaillierte Anleitung zur richtigen Dosierung und zur ärztlichen Verordnung von medizinischem Cannabis bietet die Centro Apotheke.

Dosierung von Cannabisblüten

Die meisten Patienten inhalieren Cannabisblüten mit einem medizinischen Verdampfer. Dadurch können die Wirkstoffe schnell aufgenommen und die Dosis nach Bedarf angepasst werden. Eine typische Dosierung erfolgt nach folgendem Schema:

  1. 1–2 Mal inhalieren
  2. 10–15 Minuten auf Wirkungseintritt warten
  3. Falls der Effekt nicht ausreicht: Inhalation 1–2 Mal wiederholen
  4. Erneut 10–15 Minuten warten
  5. Diesen Vorgang wiederholen, bis der gewünschte Effekt erreicht ist
  6. Nach maximal 6 Inhalationsvorgängen oder 1 Stunde ohne Wirkung sollte der behandelnde Arzt kontaktiert werden

Falls Nebenwirkungen auftreten oder eine Überdosierung vermutet wird, sollte die Dosis um 50 mg reduziert werden.

Weitere Informationen zur praktischen Anwendung und Dosierung von Cannabisblüten sind bei CannabisApo24 zu finden.

Orale Anwendung: Cannabis-Tee

Einige Patienten bevorzugen die Einnahme von Cannabisblüten als Tee. Die Zubereitung erfolgt mit folgender Dosierung:

Parameter Einstiegsdosis Dosiserhöhung
Menge Cannabisblüten 100 mg 150 mg
Menge Wasser 300 ml 300 ml
Menge Sahne 1 TL 1,5 TL
Kochdauer 60 Minuten 60 Minuten

Fette wie Sahne oder Kokosöl sind notwendig, um die Cannabinoide besser zu lösen. Der Effekt setzt später ein, hält jedoch länger an. Wichtig: Bei oraler Einnahme wird THC in der Leber umgewandelt und kann deutlich stärker wirken als bei Inhalation. Deshalb sollte die Dosierung hier besonders vorsichtig erfolgen.

Dosierung von Cannabis-Extrakten

Cannabis-Extrakte ermöglichen eine präzisere Dosierung als Blüten, da der Wirkstoffgehalt standardisiert ist. Sie sind als Öle, Tropfen oder Kapseln erhältlich und lassen sich genau an den individuellen Bedarf anpassen. 

Die Konzentration wird in mg/ml angegeben, wodurch sich die Dosierung leicht berechnen lässt. Ein Extrakt mit 10 mg THC/ml enthält pro Tropfen (ca. 0,05 ml) 0,5 mg THC, zehn Tropfen entsprechen somit 5 mg THC. Bei einem CBD-Extrakt mit derselben Konzentration enthält ein Tropfen 0,5 mg CBD, zehn Tropfen 5 mg CBD. 

Die Einnahme erfolgt meist in kleinen Mengen, die langsam gesteigert werden. Eine typische Startdosis liegt bei 1–2 Tropfen THC-Extrakt (0,5–1 mg THC) ein- bis zweimal täglich oder 5–10 mg CBD pro Tag, je nach Indikation. Falls die Wirkung nicht ausreicht, kann die Dosis schrittweise erhöht werden – bei THC um 1 Tropfen alle 2–3 Tage, bei CBD in 5-mg-Schritten. 

Da die Wirkung von Extrakten verzögert einsetzt, hält sie länger an als bei der Inhalation, oft bis zu 8 Stunden.

Wie sich Extrakte in der Praxis anwenden lassen und welche Unterschiede es zu Blüten gibt, erläutert Cannamedical.

Übersicht gängiger Cannabis-Sorten

In Deutschland sind derzeit über 200 medizinische Cannabisblüten für den therapeutischen Einsatz zugelassen. Doch nicht jede Sorte wirkt gleich – ihre Zusammensetzung entscheidet darüber, ob sie eher beruhigend, anregend oder ausgleichend wirkt. Während manche Patienten eine THC-reiche Sorte benötigen, um Schmerzen zu lindern, profitieren andere von einem höheren CBD-Gehalt, der entspannend wirkt, ohne psychoaktive Effekte auszulösen. Auch die Genetik spielt eine Rolle: Indica-Sorten sind oft eher sedierend, Sativa-Varianten eher aktivierend, und Hybride bieten eine Mischung aus beiden. Welche Sorte am besten geeignet ist, hängt von den individuellen Bedürfnissen ab. Eine gezielte Auswahl kann den Therapieerfolg maßgeblich beeinflussen.

Sorte Form Genetik THC-Anteil CBD-Anteil
Andrex 25:1 Blüten Sativa 25 % 1 %
Adven 20/0 Extrakt Hybrid 20 % 0 %
Argyle Blüten Indica 5 % 7 %
Aurora 1/12 Blüten Hybrid < 1 % 12 %
Aurora 20/1 Blüten Indica 20 % 1 %
Bakerstreet Blüten Indica 23 % < 0,5 %
Beacon Indica THC 18 Blüten Indica 18 % 1%
Bediol Granulat Sativa 6,3 % 8 %
Bedica Granulat Indica 14 % < 1%
Bedrobinol Blüten Sativa 13,5 % < 1 %
Bedrocan Blüten Sativa 22 % < 1 %
Bedrolite Granulat Sativa < 1 % 9 %
Blue No 3 Blüten Hybrid 8 % 9 %
Cannamedical CBD 25 Blüten Hybrid 1 % 25 %
Cannamedical Hybrid Blüten Hybrid 20 % < 1 %
Cannamedical Hybrid Light Blüten Hybrid 16,5 % < 1 %
Cannamedical Indica Light Blüten Indica 16,5 % < 1 %
Klenk 18/1 Blüten Indica 18 % < 1 %
Orange No 1 Blüten Indica 14 % < 0,5 %
Pedanios 14/1 Blüten Indica 14% <1%
Pedanios 16/1 Blüten Indica 16% <1%
Pedanios 18/1 Blüten Sativa 18% <1%
Pedanios 20/1 Blüten Indica 20% <1%
Pedanios 22/1 Blüten Sativa 22% <1%
Pedanios 24/1 LAC-CA Blüten Indica 24% 1%
Pedanios 27/1 PND-CA Blüten Indica 27% 1%
Pedanios 8/8 Blüten Hybrid 8% 8%
Penelope Blüten Hybrid 10% 8%
Red No 2 Blüten Sativa 20% <0,5%
Red No 4 Blüten Indica 24% <0,5%
Stada 22/1 Blüten Sativa 22% <1%
Tilray THC25 Blüten Hybrid 25% <1%

Fazit

Die richtige Dosierung von medizinischem Cannabis braucht Zeit und Feingefühl. Jeder Mensch reagiert anders. Während manche mit einer niedrigen Menge gut zurechtkommen, brauchen andere eine schrittweise Anpassung, um die optimale Wirkung zu erreichen. Ein zu schneller Anstieg kann Nebenwirkungen wie Schwindel oder starke Müdigkeit auslösen und die Behandlung unnötig erschweren. Blüten entfalten ihre Wirkung schnell, halten aber nur für ein paar Stunden an. Extrakte brauchen länger, bis ihre Wirkung einsetzt, lassen sich dafür aber genauer dosieren und wirken über einen längeren Zeitraum. Welche Form besser geeignet ist, hängt davon ab, was behandelt werden soll und wie der Körper darauf reagiert. Wichtig ist eine enge Abstimmung mit dem behandelnden Arzt, ebenso wie eine gute Beratung in der Apotheke. Wer die Dosierung langsam steigert und auf die Signale seines Körpers achtet, kann seine Therapie gezielt steuern und langfristig von den Vorteilen von medizinischem Cannabis profitieren.

Welche therapeutischen Konsequenzen sich aus der Wahl zwischen Cannabisblüten und Extrakten ergeben, wird in einer Fachanalyse von Dr. Adrian Fischer erläutert.